tl;dr – too long, didn´t read, lautete das Motto der re:publica im vergangenen Jahr. Es war ein Votum für Tiefe und Inhalt in einer schnelllebigen Zeit. Wer mehr möchte, mehr Tiefe, mehr Reflektion, mehr Vielfalt, mehr Diskussion und Auseinandersetzung, dem sei ein etwas anderer Journalismus empfohlen. Hier 3 Beispiele:
Das Team von Perspective Daily ist der Überzeugung, Online-Medien sollten mehr tun, als Skandale aufzudecken und mit minütlichen Updates um Aufmerksamkeit zu buhlen. Ihr engagiertes Ziel ist es, neben Problemen auch Visionen und Lösungen zu diskutieren. Sie glauben, dass positiv gestimmte Menschen mehr erreichen können. Start war nach einer Crowdfunding-Kampagne Anfang 2016. Ich selbst habe ganz klar einen Lieblingsautor dort. Der berichtet fundiert, verständlich und engagiert über digitale Medien.
Ganz neu gestartet ist Buzzard, die News-App für Perspektiven-Vielfalt. Ihr Ziel ist es, Leser*innen zu helfen, den Überblick zu behalten und die Motive von Andersdenkenden zu verstehen.
In einer Zeit, in der Menschen oft in ihren Denkmustern verharren und Verschwörungstheorien soziale Netzwerke überfluten, ist es wichtig den Überblick zu behalten – und verschiedenste Perspektiven kritisch prüfen und einordnen zu können. Das Team von Buzzard will Medienstimmen des ganzen Meinungsspektrums in einer App bündeln und diese journalistisch einordnen. Das setzt eine enorme, akribische Vorarbeit voraus. Ich bin gespannt, ob sie die Versprechen einlösen können.
Blendle aus den Niederlanden ging 2014 als eine Art digitaler Zeitungskiosk an den Start. Nutzer kaufen aus einer großen Auswahl verschiedener Medien die Artikel einzeln. Der Vorteil lag für mich darin, dass entsprechend meiner präferierten Themen auch Artikel von Medien vorgeschlagen wurden, auf die ich sonst nicht gekommen wäre.
Vor zwei Jahren startete Blendle seinen Premium-Service. Dort werden den Lesern ausgewählte Artikelvorschläge und der Zugang zu Zeitschriften für 10 Euro pro Monat geboten. Für mich ist das neue Modell nix, denn der Vorteil der “Trüffel” fällt weg.
Die Änderungen betreffen vorerst nur die niederländische Version des Angebots, wie Blendle auf Nachfrage bestätigte. Ob und wie sich der strategische Wechsel auf den deutschen oder andere Ableger auswirkt, ist bislang unklar.